Smart Onboarding 2025: KYC neu gedacht zwischen KI, Sanktionen und digitalen Geldflüssen
Die Art, wie Kund:innen Geld bewegen, hat sich in den letzten Jahren radikal verändert. Digitale Plattformen, Kryptowährungen, Embedded Finance, Mobile Wallets und Peer-to-Peer-Payments prägen eine neue Realität des Finanzflusses. Für Geldwäschebeauftragte und KYC-Verantwortliche bedeutet das: Onboarding und Kundenüberwachung müssen neu gedacht werden.
In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du Smart Onboarding in der Praxis umsetzt, welche Megatrends du berücksichtigen musst – und wie du Compliance und Kundenerlebnis in Einklang bringst.

Was bedeutet Smart Onboarding im Jahr 2025?
Smart steht für mehr als nur “schnell und digital”. Es bedeutet:
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Sicher: AML-konform und risikobasiert
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Modular: angepasst an Produkt, Region und Kundentyp
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Automatisiert: digitalisiert, aber mit klaren Eskalationsstufen
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Reaktionsfähig: dynamisch anpassbar an regulatorische Anforderungen
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Transparenzfördernd: nachvollziehbar für Prüfer:innen und Aufsicht
Das Ziel: ein Onboarding-Prozess, der User Experience mit Regulatorik verbindet.
1. Geschwindigkeit trifft Sorgfaltspflicht
Kund:innen erwarten heute eine sofortige Kontoeröffnung – am besten mobil, 24/7 und ohne Medienbruch. Gleichzeitig gilt: Kein Kompromiss bei der Sorgfaltspflicht.
Herausforderung: Wie schaffst du den Spagat zwischen Geschwindigkeit und gesetzeskonformer Prüfung?
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Digitale Identifizierung (z. B. VideoIdent, BankIdent)
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Automatisierter Abgleich mit PEP- und Sanktionslisten
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Regelbasierte Risikoklassifizierung im Hintergrund
Die Lösung liegt in smart kombinierten Technologien und einem klar definierten Fallback-Prozess für Spezialfälle.
2. KYC wird ein kontinuierlicher Prozess (cKYC)
Früher: Einmal KYC beim Onboarding, dann Ruhe. Heute: Kontinuierliche Überwachung ist Pflicht.
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Automatisierte Re-Screenings
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Monitoring von Verhaltensmustern
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Alerts bei Adverse Media oder Strukturveränderungen
cKYC (continuous Know Your Customer) bedeutet, dass du Kundenprofile laufend aktualisierst und neue Risikofaktoren dynamisch bewertest.
3. Know Your Data statt nur Know Your Customer
KYC-Prozesse sind heute datengetrieben. Es geht nicht nur um den Namen und die Adresse, sondern um:
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Welche Zahlungskanäle nutzt dein Kunde?
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Welche Verhaltensmuster sind typisch?
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Wie sieht die digitale Herkunft der Mittel aus?
Entscheidend ist, dass du die Datenquellen kennst, verstehst und korrekt verknüpfst:
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eID, VideoIdent, Bankzugangsdaten
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API-Zugänge zu PEP-/Sanktionslisten
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Verhaltensanalysen in Echtzeit
Das Ziel: Automatisiertes Risikoscoring mit klarer Nachvollziehbarkeit.
4. Neue Risiken durch neue Kanäle
Zahlungen über Crypto-Exchanges, Neobanken, Wallets oder Embedded-Finance-Dienste können klassische Herkunftsnachweise unterlaufen.
Du brauchst neue Mechanismen zur Erfassung von:
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Wallet-Adressen und Plattform-Zugehörigkeit
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Transaktionshistorien mit Herkunftsbezug
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Verhalten im digitalen Kontext (z. B. Mobilität, Anomalien)
Ziel: Klare Regeln zur Bewertung digitaler Zahlungswege.
5. Automatisierung mit Entscheidungskontrolle
KYC-Prozesse werden automatisiert. Das heißt: Machine Learning trifft Entscheidungen. Doch:
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Wann greift die menschliche Prüfung ein?
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Welche Kriterien führen zu “Red Flags”?
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Wie wird dokumentiert, wer welche Entscheidung getroffen hat?
Governance First: Jede automatisierte Entscheidung braucht eine Review-Möglichkeit, einen Audit Trail und eine menschliche Eskalationsebene.
Megatrend 1: KI-gestütztes Monitoring
KI erkennt Muster, die für Menschen unsichtbar bleiben. Für KYC bedeutet das:
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Verhalten statt fixe Schwellenwerte prüfen
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Echtzeit-Risikoprofile dynamisch anpassen
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Lernszenarien durch neue Daten (z. B. Transaktionsverhalten)
Aber: Du brauchst transparente Algorithmen, Dokumentation der Logik und regelmäßige Validierung.
Megatrend 2: Internationale Sanktionsdynamik
Globale Spannungen, politische Umbrüche, neue Embargos – Sanktionslisten ändern sich täglich. Onboarding muss das abbilden:
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Echtzeit-Abgleiche mit internationalen Watchlists
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Realtime-Screening bei jedem Kundenkontakt
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Berücksichtigung lokaler und globaler Listen
Tipp: Nutze Dienste mit API-gestützter Listensynchronisierung und baue eigene Eskalationslogiken bei Sanktionsverdacht ein.
Megatrend 3: Digitalisierung der Geldflüsse
Finanzströme laufen heute in Echtzeit über nicht-traditionelle Kanäle. Damit verbunden:
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Neue Geldströme, neue Risiken
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Veränderte Customer Journeys
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Grenzüberschreitende Zahlungen auf Knopfdruck
KYC muss mithalten: mit flexiblen, digitalen Tools und Monitoring-Logiken, die für Wallets und Plattformen genauso gelten wie für klassische Banken.
Praxis-Tipps für KYC-Verantwortliche
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Modulare KYC-Logik: Unterschiedliche Risikostufen brauchen unterschiedliche Prüftiefe
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Smart Workflows: Automatisierte Prozesse mit menschlicher Kontrolle bei Eskalation
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Tech + Regulatorik im Team trainieren: Kontextverständnis bleibt menschlich
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Risikomodelle flexibel halten: Geschäftsmodell- und Marktveränderungen erfordern schnelle Anpassung
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Tool-Interoperabilität sicherstellen: Schnittstellen müssen funktionieren – sonst droht Medienbruch im Onboarding-Funnel
Fazit: KYC im digitalen Zeitalter ist ein datengetriebener Risikodialog
Es reicht nicht mehr zu wissen, wer dein Kunde ist. Du musst verstehen, wie er sich verhält, woher sein Geld kommt und wie seine digitalen Spuren aussehen.
Digitalisierung im Onboarding heißt: schneller, smarter, sicherer – aber nur mit Governance, Transparenz und technischem Verständnis.
Smart Onboarding ist kein Projekt. Es ist ein strategischer Erfolgsfaktor.