Geldwäscheprävention im Fokus: Loan-Fronting und seine Risiken
In der heutigen Finanzwelt werden Geschäftsmodelle immer komplexer und vielfältiger. Insbesondere Modelle wie Payment Agents, Third-Party-Acquiring, White Labeling, Loan Fronting und der Handel mit Kryptowerten haben sich als besonders anfällig für Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierungsrisiken herausgestellt. Diese Geschäftsmodelle zeichnen sich häufig durch die Einbindung von Intermediären und komplexen Produkt- und Abwicklungsstrukturen aus, die es erschweren, Geldflüsse nachzuvollziehen und die Herkunft der Mittel sowie die beteiligten Parteien zu identifizieren.
Ein herausragendes Beispiel ist das Loan Fronting, das in den letzten Jahren vermehrt ins Visier der Finanzaufsicht BaFin geraten ist. Loan Fronting beschreibt ein Szenario, bei dem ein Kreditinstitut im Auftrag von Dritten Darlehen vergibt. In einigen Fällen stammen die bereitgestellten Mittel nicht von der Bank selbst, sondern von externen Investoren. Dieses Modell birgt erhebliche Risiken, insbesondere dann, wenn die Herkunft der Mittel oder die Identität der Investoren nicht transparent ist.
Die Rolle der BaFin und die Risiken von Loan Fronting
Die BaFin hat im Rahmen ihrer “Risiken im Fokus 2024” Loan Fronting als ein besonders risikobehaftetes Geschäftsmodell identifiziert. Insbesondere intransparenten Konstruktionen, bei denen es schwierig ist, die Mittelherkunft oder die Identität der Investoren nachzuvollziehen, wird ein hohes Geldwäscherisiko zugeschrieben.
Die Herausforderung bei Loan Fronting besteht darin, dass das Kreditinstitut zwar als formeller Darlehensgeber auftritt, die wirtschaftliche Verantwortung jedoch oft bei Dritten liegt. Dies kann dazu führen, dass das Institut keine ausreichenden Informationen über das Geschäftsmodell der Investoren erhält oder nicht in der Lage ist, die Quelle der zur Tilgung des Kredits verwendeten Gelder nachzuvollziehen.
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Möglichkeit, dass die Gelder, die zur Besicherung des Kredits dienen, aus illegalen Quellen stammen könnten. Ohne umfassende Transparenz kann es schwierig sein, diese Risiken effektiv zu managen. Die BaFin hat daher klargestellt, dass Kreditinstitute ihre Sorgfaltspflichten in Bezug auf die Überprüfung der wirtschaftlich Berechtigten und die Herkunft der Mittel intensivieren müssen, um die Integrität des Finanzsystems zu gewährleisten.
Prozessschritte beim Loan Fronting
Die Prozessschritte beim Loan Fronting umfassen eine Reihe von Aktionen, die ein Kreditinstitut durchführt, um im Auftrag eines Dritten einen Kredit zu vergeben. Hier ist eine Übersicht der typischen Prozessschritte:
1. Identifikation des Drittgebers (Investor)
- Beschreibung: Der Kreditgeber (z. B. eine Bank) identifiziert den Investor, der die Mittel bereitstellt. Dies umfasst die Überprüfung der Identität, der finanziellen Mittel und der wirtschaftlich Berechtigten.
2. Strukturierung des Kredits
- Beschreibung: Das Kreditinstitut strukturiert den Kredit entsprechend den Anforderungen des Investors und den regulatorischen Vorgaben. Dies kann die Festlegung von Laufzeit, Zinssätzen, Sicherheiten und Rückzahlungsmodalitäten umfassen.
3. Due Diligence des Investors
- Beschreibung: Das Kreditinstitut führt eine umfassende Due-Diligence-Prüfung des Investors durch, um sicherzustellen, dass alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden und keine Geldwäsche- oder Terrorismusfinanzierungsrisiken bestehen. Dies beinhaltet auch die Überprüfung der Mittelherkunft.
4. Kreditvergabe und Vertragsabschluss
- Beschreibung: Der Kredit wird formalisiert und der Kreditvertrag zwischen dem Kreditinstitut und dem Kreditnehmer abgeschlossen. Der Investor fungiert hier als stiller Beteiligter, während die Bank als Kreditgeber auftritt.
5. Überwachung und Reporting
- Beschreibung: Nach der Vergabe des Kredits überwacht das Kreditinstitut die Rückzahlung und die Einhaltung der Vertragsbedingungen. Ungewöhnliche Transaktionen oder Auffälligkeiten werden identifiziert und gemeldet. Regelmäßige Berichte werden an die Geschäftsleitung und ggf. an die Aufsichtsbehörden erstellt.
6. Tilgung des Kredits
- Beschreibung: Der Kredit wird durch den Kreditnehmer getilgt. Das Kreditinstitut stellt sicher, dass die Mittel zur Tilgung aus legitimen Quellen stammen und überwacht den Prozess bis zur vollständigen Rückzahlung.
Diese Schritte können je nach der spezifischen Struktur des Loan Fronting und den regulatorischen Anforderungen variieren, bieten aber eine allgemeine Übersicht über den typischen Ablauf dieses Prozesses.
Geldwäscheprävention und regulatorische Anforderungen
Um den Risiken des Loan Frontings effektiv zu begegnen, hat die BaFin klare Anforderungen an die Institute gestellt. Diese müssen ein umfassendes Risikomanagementsystem etablieren, das den spezifischen Gefahren des Loan Frontings Rechnung trägt. Dazu gehört insbesondere eine gründliche Risikoanalyse, bei der die potenziellen Risiken durch die Einbindung von Dritten und die Herkunft der Mittel systematisch identifiziert und bewertet werden.
Die BaFin betont, dass die Verpflichteten sicherstellen müssen, dass sie jederzeit in der Lage sind, die Herkunft der zur Kreditbesicherung verwendeten Mittel nachzuvollziehen und die beteiligten Investoren vollständig zu identifizieren. Ein effektives Risikomanagement erfordert zudem die regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung der internen Sicherungsmaßnahmen, um sicherzustellen, dass diese den aktuellen Bedrohungslagen gerecht werden.
Checkliste: Verdachtsmomente beim Loan Fronting
-
Intransparente Investorenstrukturen
- Ist die Identität der Investoren vollständig bekannt und nachvollziehbar?
- Gibt es Hinweise auf Verschleierung der wahren Eigentümerstruktur?
-
Unklare Mittelherkunft
- Ist die Herkunft der für das Darlehen verwendeten Gelder klar und nachvollziehbar?
- Gibt es Zweifel an der Legalität der Mittelherkunft?
-
Unzureichende Informationen über den Investor
- Hat das Kreditinstitut umfassende Informationen über das Geschäftsmodell des Investors erhalten?
- Fehlen wesentliche Details, die für die Beurteilung des Investors wichtig sind?
-
Fehlende oder unzureichende Sicherheiten
- Sind die zur Besicherung des Kredits gestellten Sicherheiten ausreichend bewertet und dokumentiert?
- Gibt es Unklarheiten oder Unregelmäßigkeiten bei den Sicherheiten?
-
Ungewöhnliche Transaktionsmuster
- Werden ungewöhnliche oder komplexe Transaktionsmuster beobachtet, die nicht dem üblichen Geschäftsgang entsprechen?
- Gibt es Transaktionen ohne erkennbaren wirtschaftlichen oder rechtmäßigen Zweck?
-
Verbindungen zu Hochrisiko-Gebieten
- Gibt es Hinweise darauf, dass die Investoren oder Gelder aus Hochrisiko-Gebieten stammen, die für Geldwäsche bekannt sind?
- Werden Transaktionen über Korrespondenzbanken in Hochrisiko-Gebieten abgewickelt?
-
Mangelnde Dokumentation und Nachvollziehbarkeit
- Ist die Dokumentation der Geschäftsbeziehung und der Transaktionen vollständig und nachvollziehbar?
- Fehlen wesentliche Dokumente oder Informationen, die für die Risikoanalyse relevant sind?
-
Verdachtsfälle in der Vergangenheit
- Gab es in der Vergangenheit bereits Verdachtsmeldungen oder Auffälligkeiten im Zusammenhang mit dem Investor oder ähnlichen Transaktionen?
- Wurden entsprechende Maßnahmen ergriffen, um zukünftige Risiken zu minimieren?